Rückblick Südafrika.
》 Die Zeit vergeht, Erinnerungen
bleiben. Tagtäglich muss ich an die herzlichen Begegnungen, wundervollen
Landschaften und das köstliche südafrikanische Essen denken – es war fabelhaft.
《
Als «Abschluss-Post» möchte ich euch liebe Blogleserinnen
und Blogleser noch über meine persönlichen Erfahrungen/Schlussfolgerungen
berichten. In meiner nächsten Reise in Süd-&Mittelamerika werden die Posts
nicht mehr so detailliert sein, da ich mehr den Touristenhotspots nachgehen
werde und somit quasi normale «Touristenerfahrungen» machen werde. Aber keine
Angst, ich werde euch jeweils mit genügend Bildern wissen lassen, wo ich bin,
wie es mir geht und was ich mache. Übrigens…für den Bananen Roger habe ich
alle englischen Posts auf Deutsch übersetzt (bereits online). Der Grund, wieso ich
viel auf Englisch schrieb, war, dass meine südafrikanischen Kolleginnen und
deren Freunde und Familien wissen, was ich über ihre Familien, Essgewohnheiten
und Traditionen schrieb.
Dieser Rückblick beginnt mit der Frage: Wurden die Ziele
erreicht? Ich hatte mir vor der Reise diverse Ziele gesetzt, betreffend was
ich erleben oder sehen wollte: Südafrikanisch leben (Hauptziel), neue Tiere
entdecken, kochen/putzen helfen, Cassies Grossmutter treffen, das «rural life»
erleben, afrikanische Weihnachten feiern, geniessen. Alle Ziele habe ich erreicht,
erlebt und/oder überlebt. Zu Beginn meiner Reise kam ich stark an meine Grenzen
– und ich hatte Heimweh (was ich seit dem letzten Mal Afrika nicht mehr hatte).
Der Auslöser des Heimwehs war nicht das Duschen mit einem Lappen und wenig Wasser,
nicht die fehlende Hygiene, keinen laufenden Wasserhahn zu haben oder die
Strohmausfälle. Es war das mit Kakerlaken, Spinnen, Mücken und Eidechsen geschmückte
Plumpsklo zusammen mit dem Fakt, dass wir kein Auto hatten und somit praktisch
kein von Cassie vorgesehenes Programm realisieren konnten. Mir selbst musste
ich vor Ort nochmals klar machen, dass ich nebst dem Besuch bei den Kolleginnen
effektiv auch auf Afrika ging, um den african way of life «am eigenen Leib zu
spüren». Für euch mag die Situation einfühlsam sein – aber es selbst so erleben
zu «müssen», ist nochmals total anders. Den Schweizer Luxus und die hohe
Komfortzone derart zu verlassen, war aber definitiv eine lehrreiche Zeit.
Ob ich was anders machen würde? Nichts – ich hätte
nur den afrikanischen Lebensstyle «gefaked». Obwohl es anfangs taff war,
erlebte ich zwei verschiede afrikanische Lebensweisen – einmal wirklich in der
Pampa bei Cassie und einmal am Ozean bei Jamie.
Was ich gelernt und vermisst habe? Ich habe gelernt,
…
- - Geduld zu haben, abzuwarten, mich weniger aufzuregen, im hier und jetzt zu leben.
- - Sprachbrocken der einheimischen Sprachen tsonga und zulu zu sprechen.
- - mit sehr wenig zurecht zu kommen.
- - dass ein laufender Wasserhahn auch ausserhalb des Hauses nicht üblich ist.
- - wie man ein Huhn umbringt / ausnimmt.
- - traditionell zu kochen.
- - für das Reisen je nach Land viel mehr Zeitreserven einzuplanen.
- - wie das Tauchen funktioniert und wie die Unterwasserwelt aussieht.
- - dass die BIG5’s und game drives einen mickrig kleinen Bruchteil vom richtigen Südafrika sind.
- - mehr über die Tiere und Umwelt zu sprechen, zu erforschen, festzustellen.
…& vieles mehr. Vermisst hingegen habe ich nur ganz
wenig. Aufgrund dessen, dass ich mit sehr wenig zurechtkommen musste, bekamen
die Gegenstände für mich einen total anderen Stellenwert. Bei Cassie wurde für
mich trinkbares Wasser zum wichtigsten Element, bei Jamie wurde mir während
eines Tauchganges bewusst, wie wichtig die Luft eigentlich ist (tönt absurd, da
die Luft für uns normal ist – aber diese lebensnotwendige Substanz doch nicht
immer und überall sein kann). Mit allem berücksichtigt muss ich sagen, dass das
Einzige, was ich bei Cassie «wirklich vermisst» habe,ein «ficherfreies» WC war.
An den Rest gewöhnte ich mich mit der Zeit. Bei Jamie hatte ich alles, was ich
zum Leben benötigte – somit vermisste ich nichts. Klar könnte man erwähnen,
dass ich lieber klares Wasser getrunken hätte oder dass ich es nicht mag, wenn mir
während dem Einschlafen Insekten auf das Gesicht fliegen – aber das gehört
alles dazu, wenn man die Schweizer Komfortzone verlässt. Dies nahm ich aber
sehr gerne in Kauf, da die Lebensqualität in Südafrika höher war und das, was
man hatte, auch geschätzt wurde.
Mit welchen Ländern ich ZA assoziiert habe? Von der
Landschaft (Weite, Vielfalt, Farben) her erinnerte mich Südafrika an die USA,
Italien und Irland. Die Stores waren so eingerichtet wie in den USA – meistens
eine grosse Auswahl, grosse Mengen, und keinerlei System hinter der
Einrichtung. Das Verkehrsverhalten erinnerte mich an Italien – überall
überholen, die Strassenlinien sind vorhanden aber werden nicht beachtet, die
Autos teils in unbrauchbarem/total kaputtem Zustand. Wieder an die USA haben
mich die Werbekanäle erinnert – gross, farbig, laut, aggressiv. Das Essen wie
auch die Einwohner sind afrikanisch - für mich einzigartig und unvergleichlich.
Die grössten Unterschiede von Südafrika zur Schweiz? Aufgefallen
sind mir die Hygiene, die Zeit(-Planung), die Gelassenheit sowie die
Einfachheit und die Tiervielfalt. Erst bei genauerem Hinschauen dann auch das
«Lohn/Leben-Verhältnis». Sprich, mir wurde bewusst, dass wir Schweizer sehr
günstig leben und uns schnell einen Luxus leisten können. Dies mag für euch
vorerst verwirrend sein – «die Schweiz ist doch teuer?! Geh über die Grenze und
kaufe dir die Lebensmittel zum halben Preis.» Korrekt. Was ich aber sagen
möchte, ist, dass wir zwar «teure» Lebensmittel haben, aber auch massiv höhere
Löhne im Vergleich zu den üblichen Lebenskosten. Konkret verglichen heisst das,
dass wir Schweizer für eine Packung Toast vielleicht knappe fünf Minuten
arbeiten müssen – in Afrika (mit einem Durchschnittslohn einer Architektin von
R6500/Mt. gerechnet, was ca. CHF 550 sind) eine ganze Stunde. Für ein Bier
arbeiten Schweizer ca. zehn Minuten, Afrikaner eine Stunde. - - Der Lohn ist
also massiv minderer als in der Schweiz; die Lebensmittel, das Benzin, den
Unterhalt verhältnismässig nur wenig tiefer.
Meine persönlichen Änderungen zurück in der Schweiz?
Das erste, was mir aufgefallen ist, ist das Papier. Wir haben Haushaltpapier,
Kosmetiktücher (Zupftüechli aus der Box), WC-Papier und Nastücher. In Afrika
benutzten sie nur ein Papier für alles – das WC-Papier. Nun benötige auch ich
in der Schweiz das WC-Papier zusätzlich als Kosmetik- und Nastücher. Es ist
günstiger und es funktioniert. Auch achte ich viel mehr auf den Wasserverbrauch
und schätze gewisse Gegenstände oder Standarte mehr wie zuvor. Zusätzlich
erledige ich gewisse Aufgaben nicht mehr so umfangreich, da in meinen Augen
sehr viel überbewertet wird und auch eine mindere Erfüllung den vollen Zweck
erfüllt.
Meine schönsten Erinnerungen von Afrika?
Acornhoek/Khokhovela; Es gab mir viel zu sehen, wie
vielfältig die Afrikaner ihre wenigen Mittel einsetzten konnten und damit
glücklich waren - wie gross der Familienzusammenhalt ist und wie sie zusammen agieren.
Sodwana; Mich an einem touristischen Ort einheimisch
zu fühlen und die Unterwasserwelt zu entdecken war einfach absolut grandios –
ein unbeschreiblich geniales Gefühl.
Du planst eine Reise nach Südafrika? Folgend ein paar
Tipps…gegen Malaria kannst du Vitamin B1 Tabletten nehmen (ich nahm «Benerva»),
ein zusätzlicher Schutz bieten die Insektensprays – vor allem während der
Dämmerung sind die Moskitos sehr aktiv. Ein Auto zu mieten ist sehr
empfehlenswert, da die ÖV wirklich nur die Hotspots miteinander verbindet. Wenn
kein Auto gemietet werden kann, empfehle ich die preiswertige Reise mit den
Bussen (Citiliner, Greyhound, Intercape). Die Busse sind sehr pünktlich – und
in meinem Fall waren sie auch immer sehr sauber. Bei diesem Reisestyl immer
mehrere Stunden zusätzlich einrechnen, wenn nicht sogar einen ganzen Tag – je nachdem
wie lange die Reise in total geht oder welcher wichtige Termin folgt. Ausser
den South African Airways gibt es noch AirLink, Mango und Kulula (etwas
preiswertiger). Betreffend der Währung Rand; ich würde immer genügend Cash
mitführen, da die Geldautomaten teils «out of cash» sind (vor allem in der high
season, wann viele Touristen vor Ort sind können die Banken nicht mithalten).
Mit diesen acht Abschlussthemen bedanke ich mich nun
nochmals bei euch fürs Lesen & wünsche euch eine gute Zeit! 😊
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