J A L I S C O.

Relax-Tage am Pazifik & Erlebnis-Tage in der zweitgrössten Stadt von Mexiko / über die Korruption.

Puerto Vallarta.
Das Hostel Vallarta hatte ein extrem guter Vibe! Die farbenfrohe Dachterrasse mit einer Lounge, zwei Tische, eine Küche für alle, diverse Hocker und ein Ping-Pong-Tisch laden einfach für ein gemütliches Beisammensein ein. Die Touristen in Puerto Vallarta sind im Durchschnitt etwa 60 Jahre alt. Puerto Vallarta ist also wie Florida von den USA das Altersheim von México. Im Hostel hatten wir überwiegend Kanadier und Deutsche. Es fühlte sich toll an, in einer solch gemischten Gruppe mitgehen zu können. Egal, woher man ist. Egal, was für eine Vergangenheit man hat. Egal, welches Alter. Alle Reisenden sind Eins. Ich musste mich von den intensiven und informationsreichen Wochen zusammen mit Naomi erholen. So lebte ich Stunde um Stunde, hatte keinen Plan von meinem Programm und überliess die Geschehen der Spontanität. Die fünf Tage sahen alle etwa gleich aus: hot cakes und Kaffee auf der Dachterrasse zum Frühstück, langsames Erwachen aller Reisenden, herumgammeln, Spanisch lernen und Ping-Pong spielen bis es zu heiss wird. Herumschauen, wer was macht. Sich anschliessen oder die andern dir anschliessen lassen. Zum Strand gehen, ein Eis essen. Vielleicht auch umgekehrt. Zurück zum Hostel, ein Bier trinken. Oder schlafen auf der Lounge. Am Abend etwas zu essen holen und im Hostel essen oder selbst kochen. Es war also wirklich einfach ein Abschalten, geniessen und frei in den Tag leben!

endlich wieder am Pazifik!

Dachterasse des Hostels.

versteckter Strand.

meine Relaxkameraden.

lokaler Bus.

Am zweiten Tag hatte ich am Morgen noch einen two tank dive gebucht am Playa Mismaloya. Auf dem wrsten Tauchgang umtauchten wir eine Insel und ich fühlte mich wie am Abgrund der Erde – es ging runter und runter, ich sah den Boden nicht. Es war so imponierend! Auf dem zweiten Tauchgang fror ich nur, da mir die Tauchargentur ein viel zu grosses wetsuit gegeben hat. Da ich an jenem Tag die einzige Taucherin war, nutzte ich die Chance und funktionierte den Tauchmaster Eric zum Tourguide um. Wir kamen auf das Thema Korruption im Land. Viele in der Schweiz sagen “Mexiko ist korrupt“, “Achtung, Mexiko hat viele Kartelle“ oder “passt auf, die mexikanische Polizei, ...“. Die meisten Infos aus den Medien und da wissen wir mittlerweile, dass man sich nicht darauf stützen kann. Mich nahm es Wunder, wie es Mexikaner selbst empfinden und wie es wirklich ist. Was “Korruption“ hier überhaupt bedeutet und wie das mit der Polizei wirklich ist. Begonnen hat Eric, mein Tauchbuddy, mit der Politik. Als die Regierung das letzte Mal gewechselt hatte, wurden den grossen reichen Bauunternehmen mehr Baubewilligungen für Hotelbunker bewilligt als von der vorherigen Regierung – im Tausch gegen tausende Pesos. Sie nutzten also den Bauwilligen aus, um an cash zu kommen. Dies war sowohl für die Regierung als auch für die Bauunternehmen ein Vorteil – aber korrupt. Diese verschieben ebenso eine Autobahn (momentan in Bauphase), damit das Hotel zwischen der Autobahn und dem Strand auch Platz hat und der Strand privat gemacht werden kann. Auch dies funktioniert also, wenn man Geld hat. Nur wird den Armen den Strand weg genommen. Diese haben kein Geld, können folglich auch nichts unternehmen. Weiter erzählte er mir von der Polizei. Es gäbe zwei Arten von Polizisten: die Laufenden und die Fahrenden. Beide müssen “Schwarzgeld“ abliefern, ersteres 1'000 und letzteres 5'000 Pesos pro Tag. Wie sie das Geld auftreiben, ist ihren Vorgesetzten im Prinzp egal. Meistens stehen sie an Kreuzungen und unterwerfen den Autofahrern zu schnelles fahren oder das Überfahren eines Rotlichtes. Mieten ausländische Jungs ein Mottorrad, können sie davon aus gehen, angehalten zu werden. Aus Prinzip. Ihnen wird dann auch etwas unterworfen. Ob es stimmt oder nicht, ist egal. Entweder wird das Nummernschild abgenommen und man geht eine saftige Busse auf den Posten bezahlen, was viel Geld wie auch einen Tag Arbeit (bei diesem Arbeitstempo) in Anspruch nimmt. Oder man besticht den Polizisten mit ein paar Pesos. Das Bestechen ist somit für alle besser – der Polizist hat bereits einen Betrag seines Schwarzgeldes und der “Unschuldige“ muss nicht auf den Posten und kommt günstig davon. Die grösste Einnahmequelle ist der Tourismus. Drei Schwarzgeld-Beispiele, welche Mitreisenden passiert sind: einem Paar wurde das Surfboard geklaut. Etwas später war es auf einer Plattform zu verkaufen. Das Paar schaltete die Polizei gleich mit ein und traf sich zur “Geld- und Surfbrettübergabe“. Die Polizei konnte nichts beweisen, das Paar beharrte auf ihr Board. Schliesslich sagte der Polizist, das Paar solle von ihm Geld wie das Board verlangen und er werde im Gegenzug nicht weiter verklagt oder verhaftet. Das Geld aber sei für sie, die Polizisten. Das Board können sie dann behalten. Ein zweiter Fall war von Jungs, welche ins Meer gepinkelt haben. Sie wurden von der Polizei erwischt – obwohl es nicht einmal wirklich illegal ist. Doch sie gaben der Polizei ein paar Pesos und die Sache war vergessen. Ein letztes Beispiel noch mit Bier trinken. Kollegen tranken öffentlich Bier, bis die Polizei kam. Sie wollten ein paar Pesos und das Bier musste verstaut werden – dann war die Sache gegessen. Zu guter Letzt betonte Eric noch die Gefängnis-Situation. Die Insassen bestehen aus drei Gruppen: Arme, Polizisten und Unschuldige. Letztere sind zudem auch arm, sonst könnten sie sich wie die Reichen leicht frei kaufen. Oft sitzen sie mehrere Jahre ohne Grund – haben aber kein Geld, sich frei zu kaufen. Doch warum Polizisten? Ja, das habe ich mich auch gefragt. Eric erzählte mir, dass diese wegen den Reichen sitzen. Wenn ein Vorfall zwischen Reichen und Polizisten passiert, bestechen die Reichen die “höheren Polizisten“ oder bei Bedarf die Regierung. Sie legen eine Story dar, in welcher die Polizisten Schuld waren. Glauben sie die Story nicht, glauben sie es nachdem sie das Geld gesehen haben. Korrupt. Als ich diesen Blog schrieb, kam mir ein Lied von Gölä in den Sinn... “es isch e Brief cho“. Im Lied war die Rede von verschiedenen schlechten Taten. Besoffen ein Kind überfahren, in Thailand Kinder missbrauchen oder eine Bank überfallen. Letzteres wurde am meisten bestraft, obwohl beide andere Taten viel schlimmer waren. Es ist traurig, regiert das Geld unsere Welt. Misshandlungen von Kinder werden mit Geld “wiedergutgemacht“ und verschwiegen, in Afrika der Hunger-Tot nicht gross beachtet und in Drittländern die Armut durch die Reichen noch grösser gemacht. Jedes Mal beim Reisen merke ich wieder, wie viele Europäern geldfokusiert sind. Vergessen sie dabei, was wirklich zufrieden macht? Wie viel wichtiger die Gesundheit wäre?

... Je mehr ich von der Welt entdecke, desto weniger verstehe ich davon.

nächster Tauchgang im Pazifik.

"der Abgrund."

f r e e d o m .


Guadalajara.
Meine letzte lange Busreise brachte mich nach Guadalajara. Im Hostel hospedarte quartierte ich mich in einem girls-dorm ein für die nächsten vier Nächte. Am ersten Tag in dieser Grossstadt machte ich die freewalkingtour und lernte somit gleich ein paar Leute kennen. Wir gingen ins Museo Cabañas, wo wir die vielen Kunstwerke von Diego Rivera sahen. Er malte diese übrigens alle innert drei Jahren, einhändig und praktisch blind. Ebenso mit der Tour besuchten wir den grössten Indoormarket von ganz Latinamerika. Auf diesem Markt findet man einfach alles! Nach der Tour ging ich mit anderen Reisenden ins Stadtmuseum von Guadalajara. Das Ausgestellte war halb so interessant wie die witzigen “Museumswächter“. Da meine Gruppe spanisch konnte, hatten sie umso mehr Freude und erklärten uns einiges über die Kultur und kulturelle Anlässe.

der plaza in Guadalajara.

Rivera's Kunstwerke.

superfeine Sandwiches im Markt.

im Stadt-Museum.

Am nächsten Tag hatte ich mir eine Herausforderung gestellt. Ich wollte gewisse Tassen finden, aus welchen ich in Puerto Vallarta zuvor getrunken hatte. Mir wurde erzählt, dass diese in einem kleineren Stadtteil von Guadalajara hergestellt werden, in Tonalá. So suchte ich mir an diesem Morgen einen Bus (Reisetipp: lädt das Moovit App herunter). Die Verbindung auf dem App war das Einte, die Haltestelle effektiv zu finden das Andere. Ich musste mich durchfragen, doch die Lokalen sind alle so extrem nett und halfen mir stets. Schliesslich gelang es mir, in den richtigen Bus zu steigen. 10 Pesos (etwa 0.50 CHF) bezahlte ich für die etwa 50minütige Fahrt in den Norden der Stadt. Da brauchte ich zuerst Kaffee und Internet, damit ich mich wieder zurechtfinden konnte. In der Stadt war ich offensichtlich die einzige Touristin. Mit einem Foto der Tasse fragte ich mich durch die Einheimischen und fand meine geliebten Tassen nach gut 2h Suche. Die Hitze drückte auf mein Gemüt, ich suchte wieder den Bus und fuhr zurück zum Hostel. Mit meinen Tassen in den Gedanken schloss ich zufrieden die Augen.

der untouristische Stadtteil von Guadalajara.

meine Tassen 😍

Mein letzter ganzer Tag in Guadalajara begann ich einmal mehr mit dem Hostelfrühstück: Kaffee, Saft, Früchte und Toast. Danach lief ich durch die Gassen von Guadalajara, trank einen Kaffee und beobachtete Leute, lief durch Läden und genoss die Stimmung dieser Grossstadt. Am Abend gingen wir mit einer Gruppe vom Hostel in den Stadtteil Chapultepec wo wir Abendessen gingen. So neigte sich mein letzter Tag in Guadalajara zu Ende.

Freitag: Packen, frühstücken, mit dem UBER an den Flughafen und ab nach Cancún. Endlich wieder am Strand!

über den Wolken...

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